Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Wanderung in Normallandschaft mit Dr. Norbert Schäffer

Kurzweilige und hoch informative Wanderung am Tag der deutschen Einheit mit dem Landesvorsitzenden des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV), Dr. Norbert Schäffer, rund um Rednitzhembach

Vorsitzender des ödp Kreisverbands Roth-Schwabach, Dr. Marco Engelhard, zusammen mit dem Landesvorsitzenden des LBV, Dr. Norbert Schäffer

Bei strahlendem Sonnenschein erläuterte Herr Dr. Schäffer im Rahmen einer zweistündigen Wanderung den aktuellen Stand in der Umsetzung und die Folgen des Volksbegehrens Artenvielfalt in Bayern ("Rettet die Bienen") anschaulich an verschiedenen Stationen. 

Station 1: Biotopverbund

Bis 2030 sollen mindestens 15% der Offenlandfläche als Biotopverbund in Bayern ausgewiesen werden. Dieses Ziel ist laut Dr. Schäffer in großer Gefahr. Zum einen ist die Umsetzung generell zu langsam, zum anderen ist die Qualität der Flächen, die seitens der Staatsregierung zum Verbund gezählt werden, fraglich bzw. existieren die Flächen - teils auf Grund des veralteten Kartierungsstands - in der angerechneten Form nur auf dem Papier. Hoffnung geben gleichzeitig aktuelle Forschungsergebnisse, die zeigen, dass die Biotope nicht durchgängig miteinander verbunden sein müssen, da die Mobilität der meisten Tierarten größer ist als früher angenommen. Lokale begrenzte Brüche, beispielsweise durch Probleme im Landerwerb, sind deshalb tolerierbar, solange über ganz Bayern verteilt geeignete Biotope geschaffen werden. 

Station 2: Biologische Landwirtschaft

Der Anteil der biologischen Landwirtschaft in Bayern sollte bis 2025 auf 20% und soll bis 2030 auf 30% steigen. Das erste Teilziel wurde bereits verfehlt, denn aktuell beträgt der Anteil nur 14%, und es ist ohne weitere Maßnahmen klar, dass sich die Situation wenig ändern wird. Ein möglicher und wirksamer Ansatzpunkt wäre die Nachfrage durch verpflichtende Verwendung ökologisch erzeugter Nahrungsmittel in den Kantinen der öffentlichen Hand zu erhöhen. Eine Maßnahme, von der nebenbei auch die Gesundheit der "Esser" profitieren dürfte.

Station 3: Wald

Das Ziel, 10% der Fläche der Staatsforsten aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, wurde erreicht. Allgemein ist im Hinblick darauf, den Wald fit für den Klimawandel zu machen, aus ökologischer Sicht von der Aufforstung mit exotischen hitzeresistenten Baumarten abzuraten. Stattdessen zeigen auch heimische Baumarten, die bereits als Jungpflanze einem gewissen Hitze- und Trockenstress ausgesetzt waren, später eine hohe Resistenz gegenüber derartigen Herausforderungen.

Station 4: Flächenverbrauch und Energieerzeugung

Ohne auf konkrete Forderungen einzugehen wurde kurz angesprochen, dass sich zum einen die nötige Fläche für die Nahrungsmittelproduktion durch fleischarme Ernährung massiv reduzieren lässt, zum anderen, dass der Flächenbedarf zur Energieerzeugung stark von der Energieart abhängt. So lässt sich durch ein Solarfeld ein Vielfaches der Energie erzeugen, die durch einen Energiemais mit nachgeschalteter Nutzung in einer Biogasanlage auf der gleichen Fläche gewonnen werden kann.

Station 5: Streuobstwiesen

Zur Rettung und Regenerierung des früher rund um Dörfer weitverbreiteten Streuobstwiesenbestands in Bayern werden aktuell ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt ("Streuobstpakt") und die gestreckten Ziele werden bei Fortführung der aktuellen Förderung sicher erreicht.

Wie geht es weiter?

Insgesamt ist die weitere Umsetzung des Volksbegehrens von zwei Seiten bedroht. Zum einen soll mit dem Argument des Bürokratieabbaus die Berichtspflicht über den Stand der Umsetzung durch die Staatsregierung entfallen. Damit wird eine objektive Überprüfung der Fortschritte quasi unmöglich. Zum anderen basiert der Umweltschutz in Bayern auf Freiwilligkeit und steht und fällt deshalb mit der finanziellen Förderung. Sind nicht mehr genügend Mittel vorhanden bzw. wird deren Verwendung durch die Staatsregierung anders priorisiert, wird in der Breite kein Umweltschutz mehr stattfinden.

Abschließend wurde von Herrn Dr. Schäffer nochmal der Leuchtturmcharakter des Volksbegehrens, das als Initialzündung für viele vergleichbare Naturschutzgesetze und -verordnungen in anderen Bundesländern und sogar Europaweit betrachtet werden kann, betont. Etwas, worauf die ödp zu Recht stolz sein kann.

Vielen Dank an Herrn Dr. Schäffer und den LBV für diese spannenden Einblicke und die tolle Wanderung!

 

 

Zurück