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Pressemitteilung

Medikamentenmangel trifft längst nicht mehr „nur“ die Kleinsten

Klare Worte von Apotheker Wolfgang Reiter: Lieferengpässe bei Arzneimitteln sind hausgemacht

Wer im vergangenen Winter Medikamente für seine Kinder benötigte, schaute oft in die Röhre: Weder das verordnete Mittel noch ein Ersatz waren lieferbar. Fiebersäfte oder Hustentropfen kann man vielleicht durch Hausmittel ersetzen. Fehlen Antibiotika oder gar Krebsmedikamente, wird es schnell lebensbedrohlich. Der Engpass betrifft längst nicht mehr „nur“ die Kleinsten. Und er ist besteht weiterhin. 

Wolfgang Reiter weiß, wovon er spricht: Der 59-jährige Erdinger betreibt seit 25 Jahren selbst eine Apotheke. Auf Einladung des ÖDP-Kreisverbands Roth-Schwabach war er ins Schwabacher Bürgerhaus II gekommen, um Gründe der Engpässe und Wege aus der Krise aufzuzeigen. Sein leidenschaftlicher Vortrag geriet zu einer deutlichen Anklage der Gesundheitspolitik der vergangenen 15 Jahre. Der klare Vorwurf: Das bestehende Modell der Rabattverträge ist ursächlich für die gegenwärtige Knappheit. 

Rückblende: Anfang der 2000er Jahre waren die Arzneimittelpreise in Deutschland mit die Höchsten in Europa. Deshalb beschloss die damalige Bundesregierung per Gesetz, dass die Krankenkassen mit den Herstellern Rabatte für die einzelnen Wirkstoffe aushandeln sollten. Tatsächlich zeigte die Preiskurve daraufhin nach unten. Allerdings mit Nebenwirkungen, die immer deutlicher zutage treten. Viele mittelständische Hersteller blieben im Preiskampf auf der Strecke. Die verbleibenden, vorwiegend ausländischen Konzerne beschränken sich auf die Produktion von Medikamenten mit den größten Gewinnaussichten. Oder sie verkaufen ihre Erzeugnisse in Länder, in denen sie größere Erträge erzielen können als in Deutschland. Dazu kommt, dass viele Wirkstoffe heute nur noch in China produziert werden. Stockt der Transport nach Europa, sitzen die hiesigen Hersteller buchstäblich auf dem Trockenen.

Dabei, so Reiter, steigen die Arzneimittelausgaben an anderer Stelle massiv. Gemeint sind sogenannte Hochpreis-Artikel, also neu entwickelte Medikamente gegen seltene Krankheiten, neue Krebstherapien, Immunsuppressiva und ähnliches. Hierfür legen die Hersteller den Preis allein fest und unterliegen keinerlei staatlicher Kontrolle. Reiter merkt an, dass die Hersteller wie Pfizer, MSD oder Roche gerne die Parteitage von CDU, FDP und Grünen sponsern würden und „interessanterweise die ‚Hochpreiser‘ bei Spargesetzen immer ausgenommen“ blieben.

Dass die ÖDP auch für diese Herausforderungen Lösungen anzubieten hat, liegt für Reiter klar auf der Hand. Als einzige Partei nimmt sie konsequent keine Konzernspenden an. Sie fordert die Abschaffung der Rabattverträge, die Senkung der Mehrwertsteuer auf Arzneimittel und die Stärkung der inhabergeführten Apotheken.

Der anschließende, rege Austausch über die Fragen der Zuhörer zeigte einmal mehr, wie sehr das Thema die Menschen umtreibt und bewegt. Das interessierte Publikum dankte Wolfgang Reiter seinen engagierten Vortrag mit kräftigem Applaus.

Im Bild v.l.n.r.: Der Bezirkstagskandidat der ÖDP für den Wahlkreis Roth, Roland Wolkersdorfer; Landtagskandidat Dr. Marco Engelhard; Wolfgang Reiter; Bezirkstagskandidat Hermann Schindler (Nürnberg-Süd). 

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